Das alte Gasthaus von Kleinheringen hat eine lange Geschichte mit ständig wechselnden Besitzern. Ein Besitzer wurde sogar von Einbrechern ermordert.
Früher war es ein beliebtes Lokal mit einem Saal für 100-150 Personen mit etlichen Nebengebäuden und einem Schlachthaus. Das Gasthaus wurde um etwa 1855 erbaut von dem Holzhändler Christian Gottlob Wollweber aus Poppel.
Der Tanzsaal wurde am 16.08.1885 durch Ludwig Edmund Wollweber erbaut und 1886 die Theke eingerichtet. Der Abriss des Saals erfolgt im Jahr 1999.
Die Gasttätte befand sich bis 1962 im Erdgeschoss. Ab 1962 bis 1993 diente sie als Gemeinschaftsraum für die Einwohner Kleinheringens.
Etwa um 1963 wurde im ehemaligen Schlachthaus eine Konsum-Verkaufsstelle eingerichtet. Sie wurde nach der Wende wieder geschlossen.
Die Liste der zahlreichen Besitzer und Schankwirte kann nur noch rekonstruiert werden:
Christian Gottlob Wollweber (08.01.1803 – 03.04.1860) | 1855-1860 |
Ludwig Edmund Wollweber (07.11.1854 – ) | um 1885 |
Trommler | 1890 |
Heinrich Dreißigacker | 1892 |
Edmund Kretschmer | 1903 |
W. Dreißigacker | – 1928 |
Paul Dietsch (1880 – 06.04.1931) | 1930 – 1931 |
Hermann Münzenberg | 1931 – |
Zimmermann | |
Alfred Prieße | – 1950 |
Schwammberger | 1950 – 1954 |
Hornbach | 1954 – 1962 |
Gemeinde Kleinheringen | 1962 – 1993 |
Privat | ab 1993 |
Das Osterverbrechen 1931
Aus einem Zeitungsbericht heißt es: „Aufklärung des Osterverbrechens in Kleinheringen. Die Täter überführt und geständig und dem Amtsgerichtsgefängnis Apolda zugeführt.
Bad Sulza. Nachdem am Dienstag Nachmittag die Untersuchungen in dieser dunklen Angelegenheit such auch auf unsere Stadt und Nachbarorte erstreckten, ist es nach eifriger, fieberhafter Tätigkeit den mit der Bearbeitung beauftragten Beamten heute Mittwoch im Laufe des Vormittags nach anstrengender Nachtarbeit gelungen, volles Licht in die Sache zu bringen, die Täter zu überführen und zum Geständnis zu bewegen. Das Hauptverdienst dieser schnellen Klärung der verwickelten und verzweigten Geschichte, liegt in dem rastlosen einmütigen Zusammenarbeiten der thüringischen und preußischen Beamten.
Die Thür. Landeskriminalpolizeistelle Weimar teilt uns hierzu mit: „Als Täter Edwin Zanke und Fritz Eckert aus Bad Sulza ermittelt und dem Amtsgerichtsgefängnis Apolda zugeführt. Über den dritten Mitbeteiligten schweben noch Ermittlungen. Eigentümer der Waffe ist Edwin Franke. Den tötlichen Schuss hat Fritz Eckert abgegeben.“
Wie wir hören, kommt als Dritter ein in der Eckartsbergaer Straße wohnender Arbeiter in Frage. Den eigentlichen Plan zum Einbruch soll ein im Dietsch’schen Geschäfte beschäftigt gewesener Fleischer, der früher in Bad Sulza selbstständig gewesen ist und auch jetzt noch mit Dietsch in Geschäftsbeziehungen stand, entworfen haben. Auch er wurde verhaftet und dem zuständigen Amtsgerichtsgefängnis zugeführt.“
Ein paar Tage später, am 11.04.1932, vermeldet die Thüringer Rundschau: „Bad Sulza, 11. April. Bei dem nächtlichen Einbruch bei Gastwirt Dietsch in Kleinheringen war auch der Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Große, beteiligt, der seit der Tat geflüchtet war. Große, von dem man zunächst annahm, er habe sich nach Rußland gewendet, hat sich der Polizei freiwillig gestellt.“